Die Frage ist: können wir dieses Phänomen mit „patriarchale Unterdrückung“ labeln oder gibt es andere Gründe? Sind Frauen wohlmöglich unlustig?Eins vorweg: es ist natürlich sehr schwer die Humorqualität der Geschlechter neutral zu bewerten, da die Bewertung natürlich durch das Geschlecht des Bewertenden sowie durch Erwartungen an das zu bewertende Geschlecht massiv beeinflusst wird. Humor ist also nicht gleich Humor.Bereits aus meinem Manterrupting-Post (8.12.20) wisst ihr: männliche, also tiefe Stimmen, werden vom Gehirn leichter verarbeitet. Sie werden also tendenziell besser verstanden. 1Sokhi, D. S., Hunter, M. D., Wilkinson, I. D., & Woodruff, P. W. R. (2005). Male and female voices activate distinct regions in the male brain. NeuroImage, 27(3), 572–578. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2005.04.023
Um in der Humorhierarchie ganz nach oben zu kommen, reicht es nicht allein aus einen guten Humor zu haben, sondern man muss auch möglich leicht verstanden werden: klarer Vorteil für die Männer. (übrigens: die Forschung beobachtet, dass weibliche Stimmen seit einigen Jahrzehnten immer tiefer werden. Sicher nicht der, aber ein Grund, dass auch mehr und mehr Frauen in der Kabarett- und Comedy-Szene erfolgreich sind2Bayerischer Rundfunk. (2017, März 2). Interessante Ergebnisse der Stimmforschung: Frauenstimmen werden tiefer | BR-Klassik. https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/frauenstimmen-werden-tiefer-leipziger-stimmsymposium-100.html?fbclid=IwAR09uIBqRAtce_XdpwgAEJNHLOXpJHAUj59yuS_P5IsPQ23hQEllO7vkyWg)
Ganz unabhängig von der Stimme, kommt Humor trotzdem ganz unterschiedlich an. Ein humorvoller Mann wird (geschlechtsübergreifend) anders bewertet, als eine humorvolle Frau. Eine US-amerikanische Studie will etwa herausgefunden haben, dass sich Humor bei Männern positiv auf die Karriere auswirkt, bei Frauen aber negativ. Vorträge haltende Männer mit Humor wird mehr Kompetenz zugeschrieben. Wenn Frauen als Kompetent wahrgenommen werden wollen, ist der Studie zufolge Ernsthaftigkeit das Mittel der Wahl. 3Evans, J. B., Slaughter, J. E., Ellis, A. P. J., & Rivin, J. M. (2019). Gender and the evaluation of humor at work. Journal of Applied Psychology, 104, 1077–1087. https://doi.org/10.1037/apl0000395
Aber nun doch der Versuch die reale Qualität von Humor der Geschlechter zu bewerten: eine Meta-Studio fasste 36 Studien zusammen, in der Probanden blind Humor bewerten sollten. Also die Probanden wussten nicht, ob der Humorist weiblich oder männlich ist. Das Ergebnis: in 32 der 36 Studien wurde der männliche Humor als witziger eingestuft.4Greengross, G., Silvia, P. J., & Nusbaum, E. C. (2020). Sex differences in humor production ability: A meta-analysis. Journal of Research in Personality, 84, 103886. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2019.103886
Der Grund, so die Vermutung der Forschenden: Evolution. Für Männer ist es von Vorteil humorvoll zu sein, denn es macht sie attraktiver. Frauen finden Männer attraktiv, die sie zum lachen bringen. Männer finden wiederum Frauen attraktiv, die über ihre Witze lachen. Dass Männer tendenziell humorvoller sind ist also das Resultat eines unbewussten Wettstreits um die besten Reproduktionsmöglichkeiten. (man könnte es noch drastischer zusammenfassen: Frauen haben weniger Vorteile Witze zu machen als Männer, also machen sie tendenziell auch seltener welche und haben somit weniger Übung)5Hone, L. S. E., Hurwitz, W., & Lieberman, D. (2015). Sex Differences in Preferences for Humor: A Replication, Modification, and Extension. Evolutionary Psychology, 13(1), 147470491501300. https://doi.org/10.1177/147470491501300110
Das heißt natürlich nicht, dass es keine Frauen gibt oder geben kann, die einen Humor von Weltniveau haben. Das ist natürlich falsch. Aber wenn wir nur die Extreme betrachten, also wer bekommt die begehrten Sendeplätze und wer wird dort auch erfolgreich sein, dann ist es in Anbetracht dieser (und weiterer) Studien nur logisch, dass wir dort nahezu nur Männer finden.
Quellen
- 1Sokhi, D. S., Hunter, M. D., Wilkinson, I. D., & Woodruff, P. W. R. (2005). Male and female voices activate distinct regions in the male brain. NeuroImage, 27(3), 572–578. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2005.04.023
- 2Bayerischer Rundfunk. (2017, März 2). Interessante Ergebnisse der Stimmforschung: Frauenstimmen werden tiefer | BR-Klassik. https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/frauenstimmen-werden-tiefer-leipziger-stimmsymposium-100.html?fbclid=IwAR09uIBqRAtce_XdpwgAEJNHLOXpJHAUj59yuS_P5IsPQ23hQEllO7vkyWg
- 3Evans, J. B., Slaughter, J. E., Ellis, A. P. J., & Rivin, J. M. (2019). Gender and the evaluation of humor at work. Journal of Applied Psychology, 104, 1077–1087. https://doi.org/10.1037/apl0000395
- 4Greengross, G., Silvia, P. J., & Nusbaum, E. C. (2020). Sex differences in humor production ability: A meta-analysis. Journal of Research in Personality, 84, 103886. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2019.103886
- 5Hone, L. S. E., Hurwitz, W., & Lieberman, D. (2015). Sex Differences in Preferences for Humor: A Replication, Modification, and Extension. Evolutionary Psychology, 13(1), 147470491501300. https://doi.org/10.1177/147470491501300110